Apostel und Kaller begleiten neuen Präses

von Norbert Block

Der Beauftragte für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Reinhard Hauke (Erfurt), hat Msgr. Achim Brennecke (rechts) als Präses der Ermlandfamilie eingeführt. Foto: Norbert Block

Der Kreisdechant des Rhein-Erft-Kreises, Msgr. Achim Brennecke, ist als Präses der Ermlandfamilie eingeführt worden. Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, Weihbischof  Reinhard Hauke (Erfurt), überreichte ihm im Rahmen eines Gottesdienste in der St. Maria in der Kupfergasse in Köln als äußeres Zeichen eine Stola. Als Konzelebrant nahm auch der Diözesanvertriebenenseelsorger Rainer Hoverath teil. Erzbischof Rainer Maria Woelki, der aufgrund anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen konnte, hatte zuvor Brennecke persönlich Gottes Segen für die neue Aufgabe gewünscht.

Im Namen der Ermlandfamilie überreichten ihm Vorsitzender Norbert Block und Stellvertreter Dr. Peter Herrmann im Anschluss bei einer Feierstunde eine Kerze mit dem Wappen und den Lebensdaten des letzten deutschen Bischofs von Ermland, Maximilian Kaller. Trotz heftigem Schneefalls, der wenige Stunden vor dem Festgottesdienst eingesetzt hatte und sicher einige Ermländer von der Fahrt nach Köln zurückhielt, war bei der Feierstunde und dem adventlichen Zusammensein am Ende kein Platz mehr frei. Zeitgleich waren auch Ermländer bei Treffen in Düsseldorf, Oelde, Münster, Paderborn und im Ermland im Gebet mit dem neuen Präses verbunden.

Brennecke, der mütterlicherseits familiäre Wurzeln im Ermland hat, engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Seelsorge der Ermländer. Seit diesem Jahr ist er Dekan der neu gegründeten Ermländischen Priesterbruderschaft St. Andreas. Zuvor war er Dekan des inzwischen aufgelösten Konsistoriums Ermland, das sich geschichtlich als deutscher Sprengel des Domkapitels des heutigen Erzbistums Ermland hervorging.

Hauptberuflich ist Brennecke leitender Pfarrer des Pfarreiengemeinschaft Bergheim-Ost. Er ist damit verantwortlich für die sieben Pfarren St. Laurentius, St. Johann Baptist, Medardus, St. Michael, St. Pankratius, St. Simeon und St. Vinzentius. Zudem ist er Kreisdechant für den Rhein-Erft-Kreis. „Ich freue mich auch über die Bereitschaft von Msgr. Achim Brennecke, der trotz seiner vielfältigen Aufgaben im Dekanat und Erzbistum sich doch für die Arbeit als Geistlicher Beirat Zeit nehmen möchte.  Ich bin sicher, dass er in diesem Dienst eine gute Aufnahme findet“, sagte Weihbischof Hauke bei der Einführung.

Mit der Lebensgeschichte des letzten deutschen Bischofs von Ermland, Maximilian Kaller, ist Achim Brennecke schon als Kind früh vertraut gemacht worden. Seine Oma hat ihm immer wieder von charismatischen Wirken Kallers erzählt. Sicher hat es auch damit zu tun, dass Achim Brennecke auf den Tag genau acht Jahre nach dem Tod des Bischofs geboren wurde – am 7. Juli 1955 in Köln-Lindenthal. Seine Wurzeln reichen über seine Mutter nach Mehlsack und Braunsberg und über die Großeltern nach Groß Rautenberg.

Seine Großmutter ist es auch, die ihn durch ihre Frömmigkeit und Gottvertrauen, durch ihr Beten und ihr Pflichtbewusstsein im Glauben nachhaltig geprägt hat. In Köln-Weiden ist er aufgewachsen, geht dort zur  Schule, ist Messdiener und Gruppenleiter. Zum Studium der Theologie zieht es ihn nach Bonn und Freiburg. Nach dem Studium wird er zunächst Diakon in Zülpich. Erzbischof Joseph Kardinal Höffner weiht ihn am 22. Juni 1984 im Hohen Dom zu Köln zum Priester. Als Kaplan ist er in Bedburg und in Lechenich tätig. Seit 1991 ist Achim Brennecke Pfarrer in Bergheim-Oberaußem. 2006 wird er vom Erbischof Joachim Kardinal Meisner zum Kreisdechanten des Rhein-Erft-Kreises ernannt. In das Konsistorium Ermland wird er mit Meisners Zustimmung am 13. Juni 2007 berufen. Nur zwei Jahre später - am 25. Mai 2009 – wird Achim Brennecke zum Dekan des Konsistoriums gewählt. Die Urkunde, mit der er den päpstlichen Ehrentitel „Kaplan seiner Heiligkeit“ („Monsignore“) erhält, überreicht ihm Weihbischof Manfred Melzer am 30. Januar 2010 in seiner Heimatpfarrei St. Vinzentius in Oberaußem. Seit 8. Mai 2017 steht er der Ermländischen Priesterbruderschaft St. Andreas als Dekan vor. Enge Kontakte pflegt er zu seinem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der seine ermländischen Aktivitäten gutheißt. Gute Beziehungen sind ihm auch zum Erzbistum Ermland und Erzbischof Józef Górzyński, mit dem er erst im September in Dietrichswalde ein längeres Gespräch geführt hat, wichtig.

Predigt von Weihbischof Hauke: Was erwarten wir

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, hat Msgr. Achim Brennecke offiziell in das Amt des Präses der Ermlandfamilie eingeführt. Wir dokumentieren seine Predigt vom 10. Dezember 2017 in der Kirche St. Maria in der Kupfergasse in Köln:

Jes 40, 1-5. 9-11; Mk 1, 1-8

„Was lange währt wird endlich gut“ – so werden viele Ermländer heute sagen, wenn sie ihren Präses des „Ermlandfamilie e.V.“ Herrn Msgr. Achim Brennecke in ihrer Mitte begrüßen können. Ich gebe zu, dass es ein langes Ringen war um eine Satzung, die den Bestimmungen der Bischofskonferenz entspricht, um eine kirchliche Anerkennung zu finden, die dann die Voraussetzung für eine finanzielle Förderung der Pastoral an den Vertriebenen aus dem Ermland ist.  Die Umstrukturierung hat das Ziel, auch Katholiken die Möglichkeit zu geben, als Mitglied tätig zu sein, die nicht aus dem Ermland stammen, aber sich für deren Kultur und Frömmigkeit interessieren. Das ist nun gegeben. Ich freue mich auch über die Bereitschaft von Msgr. Achim Brennecke, der trotz seiner vielfältigen Aufgaben im Dekanat und Erzbistum sich doch für die Arbeit als Geistlicher Beirat Zeit nehmen möchte.  Ich bin sicher, dass er in diesem Dienst eine gute Aufnahme findet, da er ja auch kein Unbekannter ist. Ich bitte darum, ihn in seinem neuen Dienst zu unterstützen, damit er gelingen kann.

Das Warten auf eine Lösung ist damit zu Ende. Jetzt geht es um das Gestalten der Arbeit, die sicherlich zahlreiche Traditionen aufgreift, aber vielleicht auch neue Impulse geben möchte. Die heutige Feier fällt in den Advent, in dem ja wie in jedem Jahr das Warten ein wichtiges Thema und eine wichtige Haltung ist. Personen werden uns auch heute in den Lesungen wieder genannt, die das Warten darstellen: Johannes der Täufer steht dafür und ebenso auch der Prophet Jesaja, der schon die Erfüllung der angekündigten Erlösung verkünden darf, auch wenn es noch etwa 700 Jahre dauert. Es ist bei Jesaja schon mehr als nur eine Ankündigung, denn er spricht ja vom Trost, der zugesprochen werden kann, weil es ganz sicher ist, dass der Erlöser kommt. Er kommt als guter Hirt, der Lämmer auf dem Arm trägt und die Mutterschafe behutsam führt.  Es ist für mich beeindruckend, wie realistisch er das Wirken Gottes beschreibt, auch wenn es erst in 700 Jahren später sichtbar wird, als Jesus Christus geboren wurde. Der Täufer Johannes hatte es da leichter, denn er sah Jesus Christus leibhaftig und taufte ihn im Jordan. Von da an trat Jesus nach seinem verborgenen Leben öffentlich auf und begann , das Gottesreich durch Worte und Taten erfahrbar zu machen. Den, der nach ihm kommt, beschreibt er als stärker und erhabener, als er selbst ist. Ebenso ist die Geisttaufe sein Erkennungszeichen. 

Warten auf den Erlöser – wie ernst ist uns das? Es setzt voraus, dass wir unsere Erlösungsbedürftigkeit erkennen und den Erlöser anerkennen. Erlösungsbedürftigkeit sehe ich überall dort, wo Menschen sich in eine Burg der eigenen Meinung zurückgezogen haben und keine andere Sichtweise des Lebens zulassen. Wenn wir solche Verhaltensweisen erkennen, dann müssen wir sagen: Das entspricht nicht den Grundsätzen des Christentums.  Die Erlösung macht nicht Halt vor Menschen aus anderen Religionen. Sie macht auch nicht Halt vor dem Atheismus. Überall klopft sie an und bittet um Einlass. Anknüpfungspunkt und damit Auslöser für die Erlösung ist die Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit, aus der dann die Offenheit für den Nächsten und die Dankbarkeit für Hilfe erwächst.

Bei einem Besinnungstag im Bischöflichen Ordinariat wurde uns ein Film vorgestellt, der den Titel trägt „6000 Punkte für den Himmel“. Dort wurde von einem Herrn Weber erzählt, der ein ganz normales Leben geführt hat und nun plötzlich  nach seinem Tod vor einem Mann steht, der das Leben von Herrn Weber beurteilen muss, um dann zu entscheiden: Himmel oder Hölle. Herr Weber berichtet alles haarklein, was er Gutes getan oder wenigsten gewollt hat. All das zählt jedoch nur ca 35 Punkte. Bis zu 6000 Punkten fehlen ihm noch gute Werke.  Er ist ganz verzweifelt und fragt, wie denn die Heiligen zu ihren 6000 Punkten gekommen sind. Da sagt der Mann aus dem Himmel: „Sie haben gewußt, dass sie nichts Großes vorweisen können. Dafür haben sie die volle Punktzahl bekommen.“ Erlösungsbedürftigkeit heißt somit: Erkennen und anerkennen, dass man trotz aller Bemühung das Große nicht schafft. Unser Gefühl sagt uns, dass Kinder wohl am besten die Adventshaltung einnehmen können, weil sie sich so stark freuen können, wenn Wünsche in Erfüllung gehen.  Es ist daher gut, sich dorthin zu begeben, wo wir diese Freude der Kinder besonders erleben können. Daher kommen die Familien an den Weihnachtstagen gern zusammen und erkennen diese Freude der Kinder, die nur Geringes geben können, aber doch damit Großes geben, wenn es aus ihrem Herzen kommt. 

Es braucht Demut, die eigene Kleinheit und die Größe Gottes zu erkennen. Es braucht ein waches Herz, um zu erspüren, dass die Größe Gottes uns nicht klein machen will, sondern uns aufhebt in das Leben der Vollkommenheit.

In der Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit und in der Hoffnung auf die Vollendung starben vor 70 Jahren am 7. Juli 1947 Bischof Maximilian Kaller, vor 60 Jahren Kapitularvikar Arthur Kather, der erste Kapitularvikar der Ermländer und vor 10 Jahren der Apostolische Visitator Prälat Johannes Schwalke. Es sind Männer, die das Leben und die Geschichte der Ermländer geprägt haben und auch an einem solchen Tag wie heute in den Blick kommen sollen, an dem das geistliche Bemühen um die Tradition der Ermländer durch die Einführung eines neuen Präses der Ermlandfamilie gefeiert werden kann.

Oft höre ich die Frage: Wie wird es weitergehen?  Diese Frage höre ich von den Vertriebenen und auch von den Gläubigen in den Diözesen. Im Advent sollten wir diese Frage auf dem Hintergrund der Botschaft von der Erlösung stellen, die bei Jesaja noch 700 Jahre auf sich warten ließ, aber eine Kraft hervorrief, die zum Weitergehen ermutigte trotz aller Unzulänglichkeit und Kleinheit. Das Christsein in der thüringischen Diaspora hat in mir die Zuversicht wachsen lassen, dass wir oftmals nur die Hügel sehen, die uns den Blick auf den Erlöser hin verstellen. Er kommt aber auf uns zu, ob wir es wollen oder nicht. Er schafft sein Heil und lädt uns ein, uns von ihm beschenken zu lassen. Unsere Freude an Gott und dem Leben aus dem Glauben kann zur Frage werden, die alle zum Umdenken anregt, die nur an sich selbst glauben können. Amen.

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