Eugen-Kogon-Preis für Alfons Nossol

von Norbert Block

Alfons Nossol (2.v.l.) erhält aus der Hand von Bürgermeister Leonard Helm (li) den Eugen-Kogon-Preis. Walter Kardinal Kasper (re) hält die Laudatio. Neben ihm Stadtverordnetenvorsteher Alexander Freiherr von Bethmann. Foto: Jochen Reichwein

Vor einer Verbannung des Christentums aus Europa hat der diesjährige Preisträger des Eugen-Kogon-Preises, der emeritierte Erzbischof von Oppeln, Alfons Nossol, gewarnt. Viele Christen seien zu geistig-moralischen  Obdachlosen im europäischen Haus geworden und christliche Symbole, allen voran das Kreuz, würden im öffentlichen Raum massiv marginalisiert, sagte Nossol im Rahmen der Preisverleihung in Königstein, wo im Juli an den 70. Todestag des ermländischen Bischofs und ersten Vertriebenenbischofs Maximilian Kaller erinnert wird. Nossol wurde für seine jahrzehntelangen Verdienste um die deutsch-polnische Aussöhnung und um die Ökumene ausgezeichnet. In seiner Laudatio würdigte ihn Walter Kardinal Kasper als engagierten Vertreter der Einheit Europas und nannte ihn "den menschenfreundlichsten Ökumeniker", den er kenne.

Alfons Nossol habe mit dem Publizisten und Widerstandskämpfer Eugen Kogon, nach dem der Preis benannt ist, viele Gemeinsamkeiten. Beide hätten als überzeugte Christen mitgeholfen, eine neue europäische Friedensordnung zu entwickeln. Der Erzbischof habe in mehrfacher Hinsicht Brücken gebaut, sagte Kardinal Kasper: In maßgeblicher Weise zwischen Polen und Deutschen, in seinem Einsatz für die Ökumene auch zwischen Katholiken, Protestanten und Orthodoxen und darüber hinaus zwischen theologischer Reflexion und gelebtem Glauben. Er habe Dialog als die Muttersprache der Menschheit bezeichnet und sich für ein Verständnis von  Differenz eingesetzt, die bereichernd und nicht beängstigend sei. „Europäische Identität war schon immer eine pluralistische Identität“, sagte der Kardinal. Er hoffe, dass trotz mancher „gegenwärtiger Irritationen“ das Lebenswerk Nossols Zukunft habe. Europa brauche die deutsch-polnische Freundschaft.

„Die europäische Sache war von Beginn an eine christliche Sache“, sagte der Preisträger in seiner Dankesrede. Christliche Normen und Werte würden heute aber weitgehend herausgelassen aus dem europäischen Haus und gefeiert werde der „postmoderne Werterelativismus.“ Die christliche Religion werde herabgestuft zu einer institutionalisierten Kirchlichkeit und zur Privatsache erklärt. Viele Menschen entschuldigten sich fast, Christen zu sein, statt Zeugnis zu geben, betonte der 84-Jährige leidenschaftlich und zitierte in diesem Zusammenhang eine frühere Aussage seines Laudators: Nicht eine vermeintliche Islamisierung Europas mache Angst, sondern die Schwäche der Christen in Europa.

Alfons Nossol, Jahrgang 1932, war von 1977 bis zu seiner Emeritierung 2009 Bischof von Oppeln. Am 12. November 1999 hat ihm Papst Johannes Paul II. wegen seiner großen Verdienste den Ehrentitel Erzbischof ad personam verliehen. 1980 machte er es möglich, dass der damalige Augsburger Bischof Josef Stimpfle die erste deutsche Predigt seit dem Zweiten Weltkrieg auf dem oberschlesischen St. Annaberg halten konnte. Nur drei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer gaben sich auf seine Initiative hin Bundeskanzler Helmut Kohl und der polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki bei einem von Nossol gefeierten Versöhnungsgottesdienst in Kreisau die Hand zum Friedensgruß. Für sein Lebenswerk wurde er bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet.

(Quelle: rei/Bistum Limburg)

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