Meisners Vermächtnis für die Ermländer

von Norbert Block

Kardinal Meisner schickte 14 Tage vor seinem Tod sein Distinktorium zurück.

Der Dekan der Ermländischen Priesterbruderschaft St. Andreas, Msgr. Achim Brennecke, Alt-Visitator Msgr. Dr. Lothar Schlegel und der ehemalige Dekan des einstigen Konsistoriums Ermland, Klaus Fischer, nahmen wie auch andere Ermländer aus dem Erzbistum Köln persönlich Abschied von Kardinal Meisner. Sie trugen sich in der St.-Gereon-Kirche in Köln, wo der Leichnam von Kardinal Meisner aufgebahrt wurde, in das Kondolenzbuch ein und dankten Meisner für seine enge Verbundenheit zu den Ermländern. Auch am Requiem werden ermländische Priester und Laien teilnehmen.

Es schien, als habe Meisner eine Vorahnung gehabt, dass ihn Gott zu sich rufen würde. Nur zwei Wochen vor seinem Tod schrieb er an Msgr. Achim Brennecke einen sehr persönlichen Brief, in dem er Brennecke wie den Ermländern insgesamt Mut für ihre Arbeit zusprach. „Sein Wunsch war es, dass die Ermlandarbeit weitergeht“, betont Brennecke . Dem Schreiben beigelegt war das „Distinktorium“, auch Kapitelskreuz genannt, mit dem das einstige Konsistorium Ermland – obwohl völlig unüblich – Meisner zu einem Ehrenmitglied machte. „Dieses Kapitelskreuz und die damit ausgedrückte Ehre hatte sich Meisner sehr gefreut“, weiß Msgr. Brennecke aus seinen vielen Begegnungen mit Meisner. Für den Erzbischof sei es aber wichtig gewesen, dass das Distinktorium wieder an die Ermlandfamilie zurückkehre, bevor er sterbe.

Brennecke erinnerte sich auch an einen Gesprächstermin mit seinem Kardinal, bei dem Meisner aus seinem Büro das Ermlandlied anstimmte, ehe er in das Zimmer kam. Meisner freute sich zudem immer wieder darüber, dass sich so viele Ermländer und deren Nachkommen in den Kirchengemeinden engagieren. Als intensiver Leser der „Ermlandbriefe“ bedankte sich Meisner erst vor wenigen Wochen über die umfangreiche Berichterstattung über seinen Freund Heribert Duchinski. Meisner selbst war es eine Ehre, die Predigt beim Requiem für den über Jahrzehnte in Berlin tätigen ermländischen Priester halten zu dürfen. Der verstorbene Kardinal kannte das Ermland aus eigener Anschauung. Bei seinen Reisen übernachtete er gerne bei den Katharinenschwestern in Braunsberg. Einmal fuhr er auch mit Rainer Woelki, seinem Nachfolger als Erzbischof in Köln, sogar gemeinsam ins Ermland.

Meisner war auch ein großer Verehrer von Bischof Maximilian Kaller, den er bei der Einweihung eines Denkmals für die „Königsteiner Kirchenväter“ - Kaller, Weihbischof Adolf Kindermann und Pater Werenfried van Straaten - in Königstein im Taunus als „großartigen Zeugen des Glaubens“ bezeichnete. In seiner Predigt aus diesem Anlass im Jahr 2011 sagte Meisner: „Es muss einen mit tiefer Bewunderung  erfüllen, mit welchem Realismus, mit welcher Tapferkeit des Herzens und mit welcher Begeisterung Maximilian Kaller als Seelsorger für die ihm nun Anvertrauten eintrat. Er war überzeugt, dass es in die angestammten Heimatländer kein Zurück mehr gibt, sodass es bei ihm nicht den billigen Trost gab, es geht ja bald wieder nach Hause. Und er war nochmals überzeugt, dass sich in dem grauenhaften Schicksal so vieler Familien, Gemeinden und Gruppen die Liebe Christi stärker erwiesen hat als Hass, Vertreibung, Mord und Unrecht.“

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