Hörproben von Liedern aus dem "Lobet den Herrn"
Das ermländische Gesangbuch "Lobet den Herrn" gehörte nach Ansicht von Wissenschaftlern bei der Veröffentlichung 1939 zu den modernsten deutschsprachigen Gesangbüchern. Die Diözese gehörte auch zu den sogenannten Aufklärungsbistümern, in denen die Gläubigen im Gottesdienst gemeinsam singen und beten. Einzigartig ist die "Ermländische Vesper", die es so in keinem anderen Gesangbuch gibt. Hier gibt es Audio-Dateien von ausgewählten Liedern.
Lobet 9 Hier liegt vor Deiner Majestät
Lobet 10 Gott soll gepriesen werden
Lobet 137: Lasst uns betrachten
Ecce Lignum Crucis (Seht das Kreuz...)
Lobet 141 Ach, so ist denn Jesus tot
Lobet 142 Der Du für uns gelitten hast
Lobet 144 Erstanden ist der heil'ge Christ
Lobet 150 Getröst, getröst
Lobet 153 Jesus lebt
Lobet 177 (5, 6) Tantum ergo
Lobet 177 (6f) Panem de caelo
Lobet 205 Segne, Jesus, deine Herde
Lobet 207 O heiliger Gott
Lobet 219 Großer Gott
Lobet 224 Näher mein Gott, zu Dir
Lobet 241 Deus, in adjutorium
Lobet 254 Wie lieblich ist sie, Deine Wohnung
Lobet 255 Mein Hirt ist Gott, mir wird nichts mangeln
Lobet 256 Von Herzen, Gott, will ich Dir singen
Lobet 263 Magificat
Lobet 266 Königin in dem Himmelreich
Quellen
9 Text: Fr. S. Kohlbrenner 1777, Weise: Michael Haydn (Ende 18. Jahrhundert) 10 (ohne Quelle) 137 Text/Weise: "Himmlischer Harfenklang", Braunsberg 1639; 141 Text: Anton Passy, Katholisches Andachtsbuch, Weise: Ermländisches Diözesan-Gesangbuch 1855; 142 Text/Weise: altermländisch; 144 Gesangbuch von Johann Leisentrit „Geistliche Lieder und Psalmen der Alten Apostolischer recht und warglaubiger Christlicher Kirchen“ 1567, Weise: Obsequiale Ingolstadt 1570; 146 Weise: Johann Franz Seraph von Kohlbrenner, Landshuter Gesangbuch 1777, Weise: Norbert Hauner, Landshuter Gesangbuch 1777; 148 Text/Weise: Christoph Bernhard Verspoell, Gesangbuch Münster 1810; 150 Text: Gesangbuch von Prag 1783, Weise: Josef Anton Steffan Prag 1783; 153 Text: nach Christian Fürchtegott Gellert, Weise: ohne Quelle; 195 Text: Meß- und Vespergesänge, Braunsberg 1823, Weise: Ermländisches Diözesan-Gesangbuch 1855 205 Text: J. Franz Saganer, Saganer Gesangbuch 1766, Weise: Franz Aloys Theodor Commer 1877; 207 Text/Weise: altermländisch; 219 Christliche katholische Lehre in Lieder, Hildesheim 1771, Weise: Maria Theresiens Gesangbuch, Wien 1774; 224 Text: Otto Miller, Weise: aus dem englischen Kirchengesang; 241 (ohne Quelle) 254 Text: nach Psalm 83, Weise: III. Ton; 255 Text: nach Psalm 22, Weise: IV. Ton; 256 Text: nach Psalm 110, Weise: VI. Ton 263 Text: nach Lukas 1, 46 ff., Weise: ohne Quelle 266 Text/Weise: Gesangbuch von Johann Leisentrit „Geistliche Lieder und Psalmen der Alten Apostolischer recht und warglaubiger Christlicher Kirchen“ 1567
Forscher lobt "Lobet" mit "Ermländischer Vesper"
Mit dem Singen der ermländischen Vesper leisten die Ermländer einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des kirchlichen Liedguts im deutschsprachigen Raum. Denn in keinem Bistum werde die „deutsche Vesper“ in dieser Form gesungen. Das sagt Dr. Ansgar Franz, Professor für Liturgiewissenschaft und Homiletik an der Universität Mainz und Sprecher des Arbeitskreises Gesangbucharchiv der Katholisch-Theologischen Fakultät. „Die gereimten Psalmen sind die Besonderheit der ermländischen Vesper“, so Professor Franz. Bei den Psalmen, die im Gotteslob abgedruckt seien, handele es sich dagegen nur um reine Übersetzungen.
Der Gesangbuchforscher lobte in diesem Zusammenhang Bischof Maximilian Kaller. Er hatte bei der Herausgabe des „Lobet den Herrn“ im Jahr 1939 in besonderer Weise Wert auf die drei ermländischen Vespern gelegt. Anders als bei anderen Liedern des ermländischen Gesangbuches, in der 48 von damals 64 empfohlenen „Einheitsliedern“ Eingang gefunden habe, entschied er sich bei den Vespergesängen ausdrücklich für Regionalität, so Professor Franz. „An deutschen Vespern in Einheitsfassung sind wir hier nicht interessiert, da die Diözese Ermland seit 100 Jahren deutsche Vesperpsalmen singt“, ließ Kaller damals verlauten und lobte dabei unter anderem die sprachliche Schönheit der Gesänge. „Die eigentliche ermländische Identität lässt sich an der Vesper festmachen“, fügt der Wissenschaftler hinzu.
Der Gesangbuchforscher lobt Bischof Maximilian Kaller auch für die liturgische Konzeption des ermländischen Gesangbuches, das in dieser Zeit als modern gelten durfte. Vor allem wollte der mit dem „Lobet“ die Gottesdienstbesucher an der Liturgie beteiligen. „Von der Erwägung ausgehend, das gesungene Gebetswort wesentlich zum feierlichen Vollzug des katholischen Gottesdienstes gehört, ist es mein ausdrücklicher Wunsch, dass, so oft in der Kirche gesungen wird, von allen gesungen werden soll“, schreibt Kaller im Vorwort des „Lobet“.
Damit gehörte der Bischof von Ermland auch zu den sogenannten Aufklärungsbistümern, in denen die Gläubigen im Gottesdienst gemeinsam singen und beten. Die ermländische bzw. deutsche Vesper seien wie das Lied „Das Grab ist leer“ typische Lieder in diesen Bistümer gewesen, so Professor Franz. Ein großer Gegner dieser Art von Vespern war Heinrich Bone. Er wetterte 1847 im von ihm konzipierten Gesangbuch „Cantate“ gegen die deutschen Vespern. In westlichen Bistümern verschwanden die zur katholischen Aufklärung zählenden Lieder damit.
Von den 320 Strophenliedern des „Lobet den Herrn“ finden sich aktuell 44 im Stammteil des neuen Gotteslobes wieder, fand Dr. Christiane Schäfer, Koordinatorin des interdisziplinären Arbeitskreis Gesangbuchforschung an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, heraus. Dabei könne es aber Abweichungen bei Noten und Texten geben, erläutert sie. 70 weitere Lieder haben Eingang in unterschiedliche Eigenteile der Diözesen gefunden. Als Beispiel nannte sie „Jesus lebt, mit ihm auch ich“ (Lobet, 153). Das Lied sei erstmals 1766 in Berlin in einem evangelischen Gesangbuch nachgewiesen worden. Im Ermland fand das Lied 1910 Eingang in das Liedgut. Im alten „Gotteslob“ gehörte es zum Anhang in den bayerischen Diözesen Augsburg, München-Freising, Passau und Regensburg sowie in den Diözesen Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz, Magdeburg, Berlin, Hamburg und Hildesheim. Nunmehr gehört es zum Stammteil des neuen Gotteslobs, allerdings mit der Melodie, die im süddeutschen Raum gesungen wurde.
Auf dieser Seite gibt es Audio-Dateien mit ausgewählten Liedern aus dem "Lobet den Herrn".